19.04.2012| Geweihparade mit schalem Beigeschmack | Schlitzer Bote

Das Foto zeigt Ewald Schaaf, der dem organisatorischen Leiter des Bläsercorps, Stefan Jäger, eine Ehrengabe überreicht.
Ewald Schaaf zeigt eine Abwurfstange von 6,8 Kilogramm und im Hintergrund die beiden im Stacheldraht verendeten Hirsche mit dem stärksten Hirsch der Geweihschau.

4 Hirsche durch Forkelverletzungen und Stacheldraht verendet / Abschuss-Soll nicht erreicht

HOCHWALDHAUSEN Bei der Rotwildtrophäenschau, die am Samstag im "Haus des Gastes" in Hochwaldhausen durchgeführt wurde, fehlten, so der Vorsitzende der Rotwildhegegemeinschaft "Hoher Vogelsberg", 50 Prozent der im Jagdjahr 211/2011 gestreckten Rothirschgeweihe. Von unserem Mitarbeiter ALFRED HAHNER

Von den vier freigegebenen Hirschen der Klasse I kamen drei Hirsche durch Forkelverletzungen in der Brunft ums Leben, darunter ein im Gemeinschaftlichen Jagdbezirk Götzen aufgefundenen Fallwildhirsch, einem 10-jährigen ungeraden 18-Ender, dessen Trophäe mit 207 Internationalen Punkten (IP) bewertet wurde.

Auch der älteste Hirsch der Geweihschau, ein 16-Ender von 13/14 Jahren aus dem GJB Ilbeshausen, und dessen Geweih mit 195,8 IP bewertet wurde, hatte eine Forkelstichverletzung erlitten und konnte von einem jungen Jäger vor dem sicheren Verenden gestreckt werden.

Zwei weitere mittelalte Hirsche verendeten im Eigenjagdbezirk Oberwald der Freiherrn Riedesel an einer mit Stacheldraht eingezäunten Wiese qualvoll.

Die Geweihschau war mit dem Signal "Begrüßung" des Bläsercorps der Jägervereinigung eröffnet worden. Ewald Schaaf begrüßte neben den Revierinhabern und Rotwildjägern besonders einen Vertreter des Rotwildgebietes "Gieseler Forst", Frank Leinberger von der UnterenJagdbehörde des Vogelsbergkreises, Forstdirektor Dr. Ott vom Forstamt Schotten und den Vorsitzenden der Jägervereinigung Lauterbach, Hans-Ulrich Weidner sowie Hubertus Riedesel von der Waldgesellschaft der Freiherrn Riedesel.

Nach dem Totengedächnis für den verstorbenen Jäger Wilhelm Öchler, zeichnete Schaaf das Bläsercorps mit einem Zinnteller aus als Dank für die jahrzehntelange Begleitung der Geweihschau mit diversen Jagdsignalen. Schaaf, der auch Rotwildsachkundiger ist, stellte fest, dass das Rotwild im Vogelsberg über einen engen, aber stabilen Gen-Pool verfügt und regte an, ähnlich wie im Kroftdorfer Forst, diesen Gen-Pool näher untersuchen zu lassen.

Außer den Hirschen der Klasse I, wurden in den anderen Klassen die vorgegebenen Abschusszahlen nicht erreicht oder übererfüllt. In der Klasse III betrug das Abschuss-Soll 34 Stücke, erlegt wurden aber 42 Stücke. Bei den Hirschkälbern sollten 37 Stück erlegt werden, aber tätsächlich waren es nur 15 Hirschkälber.

Er regte an, die wirklich starken Spießer zu schonen, damit sie in die nächste Klasse hineinwachsen können.

Beim Kahlwildabschuss wurde das Abschuss-Soll nicht erreicht. Sieben Alttiere und ein Schmaltier konnten nicht erlegt werden und bei den Kälbern fehlen 10 Stück vom Abschuss-Soll. Für das laufende Jagdjahr wurde ein Abschuss-Soll von 45 Prozent beim männlichen und 55 Prozent beim weiblichen Wild der Unteren Jagdbehörde vorgeschlagen, sodass der Gesamtabschuss mit 150 Stücken Rotwild von der Behörde bestätigt wurde. Kritik übte Schaaf an einigen Unteren Jagdbehörden außerhalb des Rotwildgebietes "Hoher Vogelsberg" bezüglich der allzu großzügigen Freigabe von Hirschen nach Paragraph 27 Bundesjagdgesetz (Wildschadensparagraph) solange kein Kahlwild gestreckt wird.

Dieses Vorgehen führt nur zur Konfrontation und Demotivation innerhalb der Rotwildhegegemeinschaft, ist destruktiv und kontraproduktiv und dient nur der vermeintlichen Selbstdarstellung der Akteure.

Mehr als 30 Abwurfstangen, daunter fünf Passstangen, legen Zeugnis ab von der Vitalität des Vogelsberger Rotwildes. Für den stärksten, im GJB Ilbeshausen gestreckten Hirsch, erhielt der Erleger, Florian Wittig aus dem Unterfränkischen Boxheim, den "Silbernen Bruch". Der Jungjäger hat für den GJB Ilbeshausen einen Bejagungsschein von dem befreundeten Jagdpächter erhalten und ist praktisch noch Jungjäger.

Eingebunden in die Geweihschau war ein Kurzvortrag von Sebastian Stang zum "Naturschutzgroßprojekt Vogelsberg". Dabei geht es um die Sicherstellung des Lebensraums Volgelsberg mit seinen Wäldern und Hecken, seltenen Pflanzen- und Tierarten und die Zukunft der Landwirtschaft in dem 92.000 Hektar großen Gebiet. Dabei müssen Land- und Naturnutzer zusammen arbeiten, die Wälder erhalten und weiterentwickeln. Es schloss sich eine Diskussion an, bei der auch die Windkraft eine Rolle spielte. Dr.Ott bemerkte, dass dieses Thema uns alle angeht.