06.11.2012 | Anforderungen fuer die Jaeger werden immer groeßer | Lauterbacher Anzeiger

Die Vorträge beim „Tag der Jagd“ fanden guten Anklang. Schirmherr Bürgermeister Edwin Schneider, Museumsleiter Peter Kraus und der Vorsitzende der Hegegemeinschaft Herbstein-Ulrichstein, Dr. Dietmar von dem Borne (vordere Reihe, von links).
Musikalische Umrahmung gab es von den Seenbachtaler Jagdhornbläser unter Leitung von Otto Biedenkopf. Fotos: Graulich

Der 16. „Tag der Jagd“ in Ulrichstein bot den zahlreichen Interessierten einmal mehr Anlass und Gelegenheit zur Standortbestimmung

ULRICHSTEIN (dg). „Mit einem herzlichen Waidmannsheil darf ich Sie alle zum 16. ,Tag der Jagd’ im Museum im Vorwerk begrüßen“. Dies betonte der Ulrichsteiner Bürgermeister Edwin Schneider zu Beginn seiner Rede in der Ständerhalle. Wieder einmal sei der Höhepunkt eines Jagdjahres gekommen, und die Zeit jagdlicher Geselligkeit mit Treib- und Drückjagden beginne.

Das Stadtoberhaupt ging dann auf den Hubertustag ein, der das Wild, die Beute des Jägers, in den Mittelpunkt stelle. Hubertus habe die Jäger ermahnt, das Wildtier als ein Mitgeschöpf zu begreifen, dem Respekt und Achtung erwiesen werden müssten. Es schließe die Sorge um die Haltung der frei lebenden Tierwelt und seiner Lebensgrundlagen in der intensiv genutzten Kulturlandschaft mit ein. Der „Tag der Jagd“ solle aber auch die Verbundenheit des Jagdwesens mit der Bevölkerung neu beleben. Die Öffentlichkeitsarbeit in Sachen Jagd und die Vermittlung der vielfältigen Aufgaben des Jägers stünden dabei im Vordergrund.

Schneider betonte, dass immer höhere Anforderungen an die Jäger gestellt würden, sei es zur Erhaltung der noch verbliebenen naturnahen Bereiche und deren Pflege, aber auch für die Wiederherstellung und Neugestaltung von Lebensräumen für Tiere und Pflanzen. Dies sei letztendlich jedoch nur gemeinsam zu bewältigen.

Er ging dann auf diesbezügliche Maßnahmen der Stadt ein. So habe man großflächige Renaturierungsgebiete im Bereich der Lauter und des Katharinenbaches ausgewiesen, die vielen bedrohten Tier- und Pflanzenarten neue Lebensperspektiven eröffnet hätten. Teile des städtischen Waldes, zum Beispiel der Lohwald in der Gemarkung Unter-Seibertenrod wurden durch Stilllegung alter zum Teil über 150 Jahre alter Laubholdbestände, ökologisch stark aufgewertet. Eine fachliche Begleitung bei all diesen sowie weiteren Maßnahmen habe man durch den Revierleiter Peter Kraus und den ehemaligen Geschäftsführer des Naturparks „Hoher Vogelsberg“, Ernst Happel.

Der „Tag der Jagd“ biete aber auch Anlass und Gelegenheit zur Standortbestimmung. Für die Jägerschaft bestehe dabei kein Anlass das Licht unter den Scheffel zu stellen. Schneider mahnte, die bewährten Traditionen fortzusetzen, dabei den Wandel der Zeit jedoch nie aus den Augen zu verlieren. Die musikalische Begrüßung war zuvor durch die Seenbachtaler Jagdhornbläser unter Leitung von Otto Biedenkopf (Mücke) erfolgt.

Peter Kraus, Vorsitzender des Fördervereins „Museum im Vorwerk“, stellte dann die Ausstellung „Die Jagd in der Malerei“ vor. Seit 1997 seien im Museum Jagdmaler präsentiert worden, die jeweils ihre eigenen Bilder vorgestellt hätten. In diesem Jahr habe man sich entschieden Jagdbilder aus Privatbesitz zu zeigen. Dies bringe den Vorteil, ein breites Spektrum an unterschiedlichsten Techniken, malerischen Qualitäten, Motiven und Darstellungen der jeweiligen Zeit oder des Zeitgeistes auszustellen. Zu jeder Zeit und in jeder Kultur habe die Malerei ganz spezifische Aufgaben erfüllt. In der Ständerhalle waren Ölbilder, Kupferstichblätter, Zeichnungen, Holzschnitte, Farbdrucke und Scherenschnitte der verschiedensten Maler und Künstler ausgestellt.

Über „Lebensraumveränderungen und ihre Auswirkungen auf die heimische Tier- und Pflanzenwelt am Beispiel des Hohen Vogelsberges“ referierte im Anschluss der ehemalige Geschäftsführer des Naturparks „Hoher Vogelsberg“, Ernst Happel. Es gelte als erwiesen, dass das Verbrennen fossiler Energieträger seit über 100 Jahren das Klima aufheize. So häuften sich durch diese Erwärmung Stürme und Unwetter. Hitzewellen und Dürreperioden seien eine weitere Folge. Dadurch sei das Ulmensterben bis in den Oberwald aufgestiegen. Die Roterle leide am Erlensterben und derzeit breite sich bei der Esche eine neue Krankheit, die sogenannte Triebspitzenkrankheit aus. Auch bei der Fauna gebe es Veränderungen. Viele Zugvogelarten würden später fortziehen und früher kommen.

Mit „Waschbär, Marderhund und Bisam – Plage oder Bereicherung“ beschäftigte sich anschließend Dr. Dietmar von dem Borne, Vorsitzender der Hegegemeinschaft Herbstein-Ulrichstein, die zusammen mit dem Förderverein „Museum im Vorwerk“ Ausrichter der Veranstaltung war. Zwei Pärchen Waschbären seien 1934 am Edersee ausgewildert worden und 24 Waschbären seien 1945 bei einem Bombentreffer auf ein Wildgehege in Brandenburg freigesetzt worden. Aus diesen Beständen habe sich die Waschbärenpopulation in Deutschland entwickelt. Wie rasend schnell dies gehe, verdeutlichte er an den Abschusszahlen. So wurden 1990 gerade mal 400 Stück erlegt und im letzten Jagdjahr über 67 000 Stück. Aus Ostsibirien komme der Marderhund, der in früheren Jahren wegen seines Pelzes begehrt war. 19 seien im letzten Jahr in Hessen erlegt worden. „Er ist keine Bedrohung, wird jedoch streng bejagt“, so der Referent. Nicht erwünscht sei dagegen der Bisam, der besonders gerne Dämme unterhöhle.

Abschluss des „Tages der Jagd“, war dann noch die Präsentation der neuen Website der Jägervereinigung Lauterbach.