Rettende Wärme

Die Flugdrohne mit Wärmebildkamera kann Kitze vor dem Tod retten. Foto: Stock
TIERSCHUTZ Unterwegs mit dem „Kitzrettungsteam“ / Drohne sucht per Wärmebildkamera

HERBSTEIN - (gst). Der Name „Kitzrettungsteam“, macht mehr als deutlich, welche Aufgabe sich die Mitglieder gegeben haben, nämlich die Bewahrung von Rehkitzen vor dem Mähtod. Hier haben sich Jäger, Landwirte und Tierschützer im und um den Vogelsbergkreis zusammengefunden. Hans-Ullrich Weidner, Vorsitzender der Jägervereinigung Lauterbach und die Natur- und Tierschützerinnen Katharina Jacob aus Lauterbach sowie Barbara Bausch aus Birstein waren die Ideengeber. Sind sind froh, dass sich noch Mitstreiter gefunden haben, um die kleinen Rehkitze vor dem sicheren Tod zu bewahren.

Neue technische Möglichkeiten erleichtern die Suche nach den von den Muttertieren oftmals im hohen Gras abgelegten Rehkitzen. Hier kommen verstärkt Flugdrohnen mit einer Wärmebildkamera zum Einsatz.

Hans-Ullrich Weidner sieht die neuen Möglichkeiten äußerst positiv, denn in der Vergangenheit gab es nur die Möglichkeit vor der Mahd, die Wiese nach Kitzen abzusuchen. „Du läufst durch die Wiese und merkst nicht, dass in einer Entfernung von eineinhalb Metern im Gras verborgen ein Rehkitz liegt.“

Wie solch ein Drohneneinsatz funktionieren kann, zeigte jetzt das Gelnhäuser Modellbauer-Ehepaar Anita und Jörg Fuchs. Sie haben schon Erfahrungen in ihrer Heimat gemacht und bei rund 200 Flügen mehr als 140 Kitze entdeckt und sie vor dem sicheren Tod bewahrt. Bei einer Vorführung in der Nähe von Rixfeld konnten rund 50 interessierte Personen erleben, wie die Kitzrettung mit moderner Technik funktioniert.

Mittels Fernsteuerung lässt Jörg Fuchs seine Drohne mit angebauter Wärmebildkamera aufsteigen. Seine Ehefrau verfolgt mittels spezieller Brille, die an die Steuerung angeschlossen ist, den Flug. Damit kann sich Jörg Fuchs voll auf die Steuerung des Fluggerätes konzentrieren und dem Team entgeht nicht die kleinste Wärmequelle.

„Wir finden alle Tiere ab einer Größe von einem Hasen“, so Jörg Fuchs. Einer der Beobachter interessiert sich für den Bereich, den die Kamera abdeckt und erfährt, dass die Fläche bei 20 mal 40 Metern liegt. „Um eine Fläche von zwei Hektar abzusuchen benötigen wir zwischen 20 und 30 Minuten“, so eine weitere Aussage vom Ehepaar Fuchs.

Hans-Ullrich Weidner erläutert, was mit einem „Findling“ passiert. Dieser wird dann kurz vor der Mahd in einen mit Gras ausgekleideten Karton gelegt. Wichtig ist dabei, dass Handschuhe getragen werden, um nicht den Menschengeruch auf das Kitz zu übertragen. Ansonsten lehnt die Mutter ihr Kind vielleicht ab. Danach wird es wieder auf der nunmehr gemähten Wiesenfläche ausgelegt und mit lauten Fiepen macht es dann die Mutter auf sich aufmerksam.

Ganz billig ist die Sache nicht. Rund 3800 Euro kostet das komplette Equipment. Damit ist es aber nicht getan, denn auch die Technik gilt es zu beherrschen und so ist dann noch eine entsprechende Ausbildung notwendig. "Auch hier sind wir behilflich", so Jörg Fuchs, denn er sieht keinen Sinn darin, erst eine weitere Anfahrtstrecke hinter sich bringen zu müssen. Denn die Suche sollte ja kurzfristig vor dem Mähen erfolgen, damit auch der gewünschte Erfolg eintritt.

Die Veranstaltung zeigte, dass das Interesse der Jägerschaft groß ist und sowohl von Jägern und Landwirten der Wunsch besteht, den Mähtod zukünftig zu verhindern. Übrigens – ein Rehkitz wurde nicht gefunden. Aber der Hund eines anwesenden Jägers, der als Übungsobjekt diente.