Geschichtliches zum Jagdhornblasen & zum Bläsercorps der Jägervereinigung Lauterbach e. V.

Beitrag von Alfred Hahner, Blitzenrod

Schon seit dem 17. Jahrhundert werden Metallhörner verschiedener Bauart und Tonumfang bei der Jagdausübung oder anderen Veranstaltungen in Verbindung mit der Jagd benutzt. Aus einfachen rhythmischen Tonwiederholungen in der Frühzeit bis zum Mittelalter hat sich durch die Fortentwicklung der Horninstrumente vor allem an den Fürstenhöfen in Frankreich eine charakteristische Jagdmusik entwickelt. Von den deutschen Fürstenhöfen wurden die französischen Jagdfanfaren mit kleinen Veränderungen übernommen. Mit dem Niedergang der prunkvollen Parforcejagden trat auch das große Parforcehorn in den Hintergrund.

Seit dem Aufkommen der bürgerlichen Jagd im 19. Jahrhundert kam das kleine Jagdhorn in „B“, benannt nach dem kaiserlichen Oberjägermeister Fürst Pless (1833 - 1909) in kleinerem Tonumfang in Gebrauch. Die zur Verfügung stehenden fünf bis sechs Töne verschiedener Höhen werden zur Ausführung der Jagdsignale bei der Jagdausübung und für Vortragsstücke wie Jägermärsche und Jagdfanfaren genutzt.

Die Jagdmusik mit dem kleinen Horn (Fürst-Pless-Horn) ist seit 1930 in Deutschland am weitesten verbreitet. Seit etwa 1970 wird in Bläsercorps auch das eine Oktav tiefer liegende Parforcehorn in „B“ in Kombination mit dem Pless-Horn und gelegentlich mit dem Ventilhorn verwendet.

Vor diesem Hintergrund, so Hornmeister Gerhard Blum (Lauterbach), wurde das Jagdhornblasen in Lauterbach schon in den 50iger Jahren erlernt, gepflegt und gefördert. So war beim Besuch der Landesforstschule in Schotten das Jagdhornblasen fester Bestandteil des Lehrplans und Forstamtmann Willi Friedel (Altenhain) hat vielen Generationen von angehenden Förstern das Jagdhornblasen vermittelt.

Der über Lauterbach hinaus bekannte Revierförster Jakob Otterbein, der auch als Züchter von Jagdgebrauchshunden einen Namen hatte, bildete in den 50iger und 60iger Jahren nicht nur Berufsjäger, sondern auch Förster und Ziviljäger im Jagdhornblasen aus.

Das eigentliche Corpsblasen begann 1961 durch den aus Franken kommenden Revierförster Gerhard Seidler, der in die Dienste der Waldgesellschaft der Freiherren Riedesel trat. Der hochpassionierte Jagdhornbläser sammelte die damals blasenden Forstleute der Waldgesellschaft und übernahm die Leitung. Dazu kamen zivile Jäger und Bläser, alles ehemalige „Otterbein-Zöglinge“, wie sich Gerhard Blum ausdrückte.

Obwohl eine offizielle Gründung des Bläsercorps nie erfolgte, wird das Jahr 1961 als Gründungsjahr angesehen.

Von nun an wurde regelmäßig geprobt. Je nach Witterung im Freien oder im Saal der Gaststätte Johannesberg sowie in der Fahrschule Rausch.

Aus der kleinen Gruppe von neun Bläsern formte Gerhard Seidler schnell einen angenehm anzuhörenden Klangkörper. Streng wurde auf notengerechtes Blasen geachtet und dies ermutigte die Bläser zum ersten Male 1966 in Kranichstein bei Darmstadt an einem Bläserwettbewerb teilzunehmen, der in der Klasse B den 3. Rang einbrachte.

Dabei wurde die Erfahrung gemacht, dass neben notengerechten Blasen auch die Tonreinheit gehört und die ist nur mit einheitlich gestimmten Hörnern zu erbringen.

So wurde mit Unterstützung der Jägervereinigung die „Stiftung Jagdhörner“ gestartet, die dem Bläsercorps 25 Fürst-Pless-Hörner, drei Parforce- und drei Ventilhörner brachte.

Mit der neuen Ausstattung erzielte das Bläsercorps der Jägervereinigung Lauterbach e. V. 1968 beim Bläserwettbewerb in Kranichstein auf Anhieb in der höchsten Klasse mit beachtlichen 714 Punkten den 1. Platz.

Der steile Leistungsanstieg führte das Corps 1970 nach Niedersachsen zu einem Bläserwettbewerb auf Jagdschloss Springe. Hier wurde das Corps mit 819 Punkten in der Gästeklasse Erster, der bisher größte Erfolg.

Ab 1973 beteiligte sich das Bläsercorps im Rahmen der Hubertustage auch an der von den „Auerhahn Bläsern“ aus Luzern und den Hinterländer Jagdhornbläser aus dem Kanton Luzern geblasenen Hubertusmesse.1981 schied infolge schwerer Erkrankung Gerhard Seidler aus dem Corps aus und Gerhard Blum übernahm die Leitung.

Schon ab 1971 waren Überlegungen im Gange, durch Förderung und Ausbildung des eigenen Nachwuchses das Corps zu vergrößern.

Im Jahre 1977 wurde das Corps einheitlich eingekleidet. Bis zu diesem Zeitpunkt, so bemerkte der Chronist, wurden die zivilen Bläser oft in die Kleidung der Riedeselischen Förster gesteckt, um so ein einheitliches Bild abzugeben. Die zweite Einkleidung erfolgte Dank der Spendenfreudigkeit der Jägerschaft 1989, wozu ein Gönner die komplette Kopfbedeckung stiftete.

Im Laufe der Zeit hatten sich nicht nur Jagd- und Totsignale in Perfektion eingeblasen, sondern das Repertoire wurde auch durch Jagdfanfaren und Jägermärsche erweitert.