50. Jubiläum von Hornmeister Gerhard Blum

Laudatio am 11.09.2011 im Posthotel Johannesberg, Lauterbach  

Meine sehr verehrten Damen und Herren,
liebe hier Anwesenden, Bläserfreunde, Gäste und Gönner!

Schon wie im Jahre 1986, wurde mir auch heute die Aufgabe zuteil, mich mit der Chronik des Corps zu beschäftigen und diese aufzuarbeiten. 50 Jahre, das ist ein halbes Jahrhundert mit so manchen Begebenheiten und Ereignissen. Sie alle im Detail zu bringen, dazu würde bestimmt ein halber Tag nicht ganz ausreichen – und außerdem möchte ich Ihre Geduld nicht bis zum äußersten strapazieren. Somit habe ich mich auf das Herauszuhebende und Wesentliche beschränkt.

1961, das Jahr der Gründung, fanden sich sechs der Forstleute im Dienst der Freiherren Riedesel zusammen, um im Corps zu blasen. Bis auf einen, sind erfreulicherweise alle heute hier unter uns. Ich darf sie benennen: Reinhard Lang, Horst Dittmar und drei bis heute unter den Hörnern stehende, Hans-Albrecht Bensel, Gerhard Jäger sowie Hubertus Weidner. Die Leitung übernahm der hochpassionierte, leider verstorbene Gerhard Seidler.

Zu dieser, zunächst kleinen Gruppe, gesellten sich kurz darauf der, (es ist mir zu Ohren gekommen, dazu befohlene) sehr junge Henn Riedesel, knapp 10 Lenze alt, ein Forstlehrling und zunächst zwei zivile Jäger. Somit war die Namensgeburt Jagdhornbläsercorps der damals noch  Kreisjägervereinigung, mit dem damaligen Vorsitzenden, Direktor Hans Schmidt, vollzogen.

Nach dem Wahlspruch „Nur Üben macht den Meister“ wurde nun regelmäßig geübt und geprobt. Je nach Witterung mal am Knöppsack im Freien, auch im hiesigen Saal und der Schalander der Brauerei. Des Weiteren stand das damalige Fahrschulgebäude der Fa. VW-Rausch zur Verfügung. Bestimmt hat keiner der Übenden erahnt, dass diese Räumlichkeiten 25 Jahre später, auf dem Kutschenweg stehend, unser Domizil für Vorbereitungs- und Übungsabende werden würde.

Richtunggebend für die Stimmenverteilung waren die Frevertschen Jagdsignale, alle nach dem Gehör zu erlernen. Da fast alle notenunkundig waren, kamen Schallplatte, Tonband und Metronom zu Hilfe. Diese zunächst neun Mann starke Truppe um den Hornmeister hatte das Ziel, an einem größeren Wettbewerb in Kranichstein teilzunehmen. Ein dort errungener 3. Preis – zwar noch kein großer Erfolg – war aber Ansporn, so weiterzuarbeiten. Da für die Platzierung hauptsächlich die Tonunreinheit verantwortlich war – jeder blies auf seinem „Feld-, Wald- und Wiesenhorn“ – wurden mit einer Spendenaktion einheitliche Jagdhörner angeschafft. Diese Bereicherung sah auch bei späteren, folgenden Wettbewerben das Lauterbacher Bläsercorps im ständigen Aufwind, es steigerte sich bis zu den hessischen Spitzencorps.

Im Jahr 1970 stellte sich das Corps einem Wettbewerb in Niedersachsen im Jagdschloss Springe. Der dort errungene Siegertitel sollte der bis dato größte Erfolg werden. Die ausgiebige Siegesfeier im Jägerhaus Maar ist bestimmt noch jedem der damals Beteiligten in Erinnerung!

Auftritte jeglicher Art setzen schon der Optik wegen auch einheitliche Kleidung voraus. Da unsere Forstleute ihre A-Uniform trugen, wurden wir „Zivile“ in ausgeliehene Forstuniformen gesteckt. Dieser Umstand erforderte es, durch eine Spendenaktion, die 8.500,- DM erbrachte, neue Anzüge von der Fa. Seibert anzuschaffen. In diesem Zusammenhang ist hervorzuheben ein besonders großherziger Sponsor, der die dazupassenden Kopfbedeckungen stellte.

Jeder Verein, so auch unser Corps, braucht Nachwuchs zum Fortbestehen. Außer dem einen oder anderen neu in den freiherrlichen Forstdienst getretenen oder auch Praktikanten (zu erwähnen ist hierzu, dass die damalige Obrigkeit der Forstverwaltung das Jagdhornblasen dienstlich verfügte), war der Zuwachs gleich Null. Kurze Zeit später interessierten sich neun Neuzugänge für das Jagdhornblasen, doch sehr schnell schrumpfte dieser Kreis auf vier. Dann lehrten wir noch einmal sechs weiteren Aspiranten das Jagdhornblasen. Diese blieben dann auch fast alle bei der Stange und verstärkten unsere Stammmannschaft.

Ich bringe weiter das Jahr 1975 in Erinnerung und die erstmals ausgerichteten Hubertus-Tage. Hervorzuheben ist die ökumenische Hubertusmesse, musikalisch gestaltet von dem auf Es-Parforcehörnern blasenden Auerhahn Bläsercorps aus Luzern/Schweiz. Unser Corps lieferte hierzu nur einen kleinen Mitgestaltungsbeitrag. Eine zustande gekommene Freundschaft zwischen beiden Corps ergab eine Einladung mit den Lauterbacher Gastgebern in die Schweiz. Bestens durchorganisierte Tage bei der typisch Schweizer Gastfreundschaft sind den Teilnehmern noch bis heute in Erinnerung!

Gerne hätten wir zumindest eine kleine Abordnung aus der Schweiz zu unserem Jubiläum begrüßt – dass dem nicht so ist, dürfte aber mit der doch etwas längeren Anreise entschuldigt sein. Wir können aber zumindest zwei der Ehrenmitglieder de Auerhähne und alle Schweizer Freunde vertretend, willkommen heißen. Dies wären unser Mitglied Baron Henn Riedesel sowie – wie könnte es anders sein – den Urheber der freundschaftlichen Verbindungen mit der Schweiz, Alfred Hahner.

Weiter möchte ich nun zwei für uns ehrenvolle Berufungen anführen. Einmal, seit nunmehr schon 36 Jahren, leistet unser Corps alljährlich den jagdmusikalischen Beitrag zu einer der größten Verbands-Schweißprüfungen auf dem Hohenrodskopf. Ferner ist seit 35 Jahren unsere musikalischen Umrahmung zur jährlichen Hauptversammlung mit Trophäenschau des Rotwildringes Hoher Vogelsberg ein gern ausgeübter Beitrag. Auch das eine oder andere nicht erwähnte Engagement zu verschiedenen Anlässen trug dazu bei, unser Repertoire auch in Bezug auf die Jagdmusik immer mehr zu erweitern. Dadurch waren wir in der Lage, die im Jahre 1978 veröffentlichte Schallplatte „Rund um den Vogelsberg“ mitzugestalten. Ferner zur sicherlich noch vielen in Erinnerung haftenden Fernsehsendung „Hessen a la carte“ mit im Studio aufgenommenen passendem Hörnerklang aufzuwarten.

Zwischendurch möchte ich erwähnen, dass wir uns ständig bemühten, die „Truppe zusammenzuhalten“. So wurde des Öfteren, natürlich mit unsere Damenwelt, die ja bei Laune gehalten werden musste, kleine gesellige Festchen –auch ohne besonderen Grund – gefeiert! Meist fand so etwas im Hunlos-Haus in der Waldgemarkung Angersbach statt. Dabei wurde so mancher Braten auf dem Spieß gegrillt und das eine oder andere Spanferkel musste hierzu sein Leben lassen! Dazu wurde, wie könnte es zünftiger anders sein, so mancher Krug aus dem mit Holzhahn angestochenen Fass Lauterbacher Burgbräu geleert. Allerdings pur, ohne Kohlensäure, versteht sich!

Nun möchte ich weiter fortfahren mit zwei Begebenheiten des Jahres 1979. Zum einen erfreulich – zum anderen weniger. Zunächst das erfreuliche: unser vorerst letztmaliger Auftritt im Wettbewerbsblasen brachte in Kranichstein den bislang größten Erfolg. 869 erblasene hessische Spitzenpunkte und beim darauffolgenden Bundeswettbewerb Platz 6! Dieser Auftritt ist für jeden noch in “bester Erinnerung“ insofern, dass es bei unserem Vortrag in Strömen regnete. Total durchnässt erheiterte uns die Bemerkung auf dem Bewertungsbogen des Richterobmannes Reinhold Stieff: Zitat „Ausgezeichnete Gesamtleistung, alle Achtung, trotz Regen eine tolle Leistung! Hoffentlich werden die Anzüge wieder trocken!“

Nun die weniger erfreuliche, kurze Zeit später erfuhren wir von der festgestellten schweren Herzerkrankung unseres Hornmeisters. Eine dem folgende hochriskante Operation mit doch teilweiser Genesung machte trotz all seiner Willenskraft ein aktives Blasen nicht mehr möglich. Dadurch wurden alle Wettbewerbsteilnahmen zurückgestellt.   Den nächsten erwähnenswerten größeren Auftritt hatten wir in 1982 zur Bundesgartenschau in Kassel mit einer starken Mannschaft. Hier noch hervorzuheben ist das große Finae der etwa 20-30 Corps, wobei erstmals nach seiner schweren Operation unser Hornmeister Gerhard Seidler mit zugegen war und das Abschlussblasen der Massen mit Begeisterung dirigierte.

Nun folgt das Jahr 1983 – das Jahr des einzigen Hessentages in Lauterbach. Wie konnte es hierzu anders sein, so stellte die Jägervereinigung mit uns auf dem mit Trophäen geschmückten Pferdewagen und von Fritz Zinn, sowie unserem unvergessenen, damaligen Hegeringleiter Horst Schött gelenkt, den Beitrag der Jägerschaft.

Zwei Ereignisse des Jahres 1984 möchte ich in Erinnerung rufen: Das eingangs schon erwähnte Fahrschulegebäude der Fa. Rausch wurde in Eigenleistung mit einem Kostenaufwand von DM 4.000,- her- und eingerichtet. Seit dieser Zeit ist dies unser fester Standort für Übungs- und Vorbereitungsabende. Weiterhin, der krönende Abschluss der Hubertustage mit den wieder bei uns weilenden „Auerhähnen“ und dem in der festlich und in Herbststimmung versetzten Adolf-Spieß-Halle stattfindenden Hubertusball.

Nun komme ich auf das Jahr 1986 und damit auf das 25-jährige Bestehen des Bläsercorps. Dieses Jubiläum wurde mit einem Kommersabend mit vielen Freunden im Schloss Stockhausen würdig begangen. In dieser Zeit erfolgte die Aufnahme zweier passiver Ehrenmitglieder – später folgte noch ein weiteres. Zunächst den leider nicht mehr unter uns weilenden Willi Rausch – von Anfang an einer unserer Förderer und Gönner. Des weiteren unter den Gästen anwesende August Keller aus Müs. Er ist seit vielen, vielen Jahren ein großer Freund unseres Hörnerklanges und ständig besorgt, dass wir auch finanziell über die Runden kommen. Gerne folgen wir des Öfteren seiner Einladung, einen Übungsabend bei ihm in Müs abzuhalten – wobei stets die Verköstigung sein Steckenpferd ist!

Ein weiteres Ehrenmitglied ist unser langjähriges aktives Gründungsmitglied Horst Dittmar – auch zu diesem ein kurzer Steckbrief: Er war stets die tragende Säule in unserem Corps. In der heutigen Musiksprache würde man sagen „der Frontman der Krummhornband“. Seine stets sicher geblasene Stimme hat so manche Schwankung bei Auftritten ausgebügelt. Noch einmal ist das Jahr 1986 in Erinnerung zu bringen, mit unserem großem Auftritt in Nürnberg anlässlich der Großmesse „Wildtiere und Umwelt“. Die etwas andere Art der vorzutragenden Stücke, da außer Jagdsignalen auch drei Musikstücke nach eigenem Ermessen zu präsentieren waren. Von den 48 teilnehmenden Corps standen wir als Dritter auf dem Siegerpodest.

Für ein Bläsercorps gibt es nicht nur freudige Anlässe, sondern auch traurige Aufgaben. So mussten wir im Jahr 1988 – für alle nicht ganz unerwartet – vom Tode unseres bis heute unvergessenen Gerhard Seidler erfahren. Mit dem letzten Bruch, dem Signal „Jagd vorbei“ und mit dem „großen Halali“, wurde er in Würde von seinem Bläsercorps verabschiedet. Einer weiteren traurigen Verpflichtung galt es, im Jahr 1992 nachzukommen. Das „Jagd vorbei“ und „Halali“ als letzter Gruß galt dem langjährigen Hegeringleiter und großem Förderer unseres Corps, Walter Ruppert.   Nach den in der Chronik erwähnten Begebenheiten blättere ich weiter und komme wieder zu den Hubertustagen. Dabei muss ich auf dass Jahr 1991 zurückgreifen. Erstmals war in Lauterbach ein stimmgewaltiger Männerchor aus dem Entlebuch in der Schweiz zu Gast. Die wiederum mit dem Reiterverein gemeinsame Hubertusmesse fand bei herrlichem Wetter im Freien im Burghof statt und war trotz ihrer etwas anderen musikalischen Aufführung ein großer Erfolg.

Mit dem Zwei-Jahres-Turnus der Hubertus-Tage gastierte erstmals das Bläsercorps Luzerner Hinterland, auch aus der Schweiz, bei uns in Lauterbach. Diese, im Gegensatz zu den „Auerhähnen“,  auf Fürst-Pless-Hörnern perfekt blasende Corps, wechselte von da an im Turnus mit dem Auerhahn Corps. Diesen beiden Corps zusammen, Jägerchörli und Hinterland, durften wir einer ganz der Jagd geltenden Einladung in die Schweiz folgen. Ein herrliches Wochenende, dazu der gesellige Jägerkreis auf einer Bergalm, war für uns hessische Flachlandjäger, einmalig!

Noch einmal gilt es, eine schmerzliche Begebenheit in unseren eigenen Mitgliederreihen anzuführen. Kurz hintereinander folgten sich zwei Brüder in die ewigen Jagdgründe. Zuerst unser allzeit geschätzter Martin Köhl und kurz darauf unser organisatorischer Leiter Manfred Köhl. Beide tragende Säulen unseres Corps! Martin auf dem Pless-Horn und Manfred auf dem Parforce-Horn. Dieser Verlust war sehr schwer zu ersetzen und wieder aufzufüllen.

Ein neuer organisatorischer Obmann wurde in der Person von Stephan Jäger gekürt. Die weitere Lücke ist bestimmt von, seit einiger Zeit zu uns gestoßenen, einer Bläserkollegin und zwei Bläserkollegen geschlossen, dessen bin ich mir sicher. Fast bin ich am Ende, doch es gilt noch, einige Worte auf das Jahr 2010 zu verwenden. Wiederum durften wir mit einem kleinen Kreis Lauterbacher Gastgebern einer Einladung in die Schweiz zum Bläsercorps Luzerner Hinterland folgen und erlebnisreiche Tage verbringen. Hervorzuheben ist die ganz toll organisierte und durchgeführte Stadtführung in Luzern.

Somit bin ich beim Jahr 2011 und damit beim Schluss meiner Ausführungen angelangt. Ich hoffe, ich habe Sie nicht zu sehr strapaziert!

Dieser Schluss soll aber nicht das Ende des Jubiläumsempfanges sein. Wir möchten Ihnen nun noch einmal als Übergang zur gemütlichen Unterhaltung unsere Jagdhörner erklingen lassen. Sie werden etwas ganz neues von uns hören – sozusagen eine Uraufführung! Dieses Musikstück, ein Choral, hat einen Titel, welcher passend ist und alles, was uns in all den Jahren zuteil wurde, beantworten:

„Waidmann´s Dank!